Alvine Holz aus Berlin und Athletin des WSV 1923 Bad Freienwalde wird bei den Skisprung-Weltcups am 30. Dezember in Garmisch-Partenkirchen sowie am 1. Januar in Oberstdorf starten. Es ist der vorläufige Höhepunkt eines verblüffenden Aufstiegs im Spitzensport, mit dem viele nicht gerechnet haben.
Foto: Jan-Simon Schäfer (Archiv)
Chance im Feld der Welt-Elite
Zuletzt gab es immer wieder große Erfolgsmeldungen zu verkünden, doch keine Nachricht elektrisiert den Verein so sehr wie diese: Am 30. Dezember wird Alvine Holz aus Berlin-Pankow, die Deutsche Junioren-Meisterin im Skispringen vom WSV 1923 Bad Freienwalde, ihre Chance bekommen, sich erstmals im Weltcup in Garmisch-Partenkirchen zu präsentieren! Es ist das erste Mal, dass eine Athletin unseres Vereins diese internationale Spitzenklasse erreicht. Der Weltcup bekommt noch dazu einen ganz besonderen Rahmen, denn er ist Teil der neuen “Two-Nights-Tour” als möglicher Vorläufer einer echten Vierschanzentournee der Damen. Gleich um den Jahreswechsel folgt in Oberstdorf der zweite großen Höhepunkt. Auch dafür ist Alvine bereits gesetzt.
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Spätstarterin des Skispringens
Nun richten sich alle Augen auf sie. Doch nicht immer stand Alvine so sehr im Fokus der Aufmerksamkeit. Ein entscheidender Grund ist, dass sie erst mit 14 Jahren mit dem Skispringen angefangen hat. Viel zu spät, wie viele meinten. Während gleichaltrige Teammitglieder vom WSV sich bereits im DSV Schülercup mit den besten des Landes vergleichen, teilt sich Alvine noch die kleine 10-Meter-Schanze mit gerade mal halb so alten “Minis”. So vergehen unzählige Trainingsstunden bis sie im Mai 2019 ihren ersten “richtigen” Wettkampf bestreitet: Beim Baumblütenspringen in Rothenburg springt sie bereits von der K34-Schanze und gewinnt zum ersten Mal ein Springen gegen eine noch überschaubare Konkurrenz. Doch es dauert noch gut ein Jahr bis sie die ersten Sprünge von größeren Schanzen setzen kann. Nachdem ihr der erste Sprung von der Kurstadt-Schanze “Helmut Recknagel” mit dem K-Punkt bei 60 Metern gelingt, muss sie nie wieder in einer Sonderklasse antreten. Doch das allein reicht ihr nicht, sie will weiter nach vorn.
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Beständig ruft sie ihr Potenzial ab
Zu ihrem Spätstart kommt noch ein weiterer Grund hinzu, warum viele Alvines unglaubliche Entwicklung nicht auf dem Radar hatten: Mit ihrem ruhigen, eher zurückhaltenden Charakter ist sie keine, die sich in den Mittelpunkt spielt. In der Rückschau begründet dies wohl auch jene Stärke die es braucht, um weit zu kommen: Mit einer analytischen Akribie arbeitet sie an ihren Fehlern. Konstant kann sie sich, beständig und Schritt für Schritt, in nahezu jedem Wettkampf steigern. Im entscheidenden Momenten bringt sie immer wieder die nötige Konzentration auf, um den Absprung gut zu erwischen. Bescheiden wie sie ist, zeigt sie sich dann immer wieder selbst überrascht wenn sie neue Leistungslevel erreicht. So geht es Jahr für Jahr immer weiter der Spitze entgegen.
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Rechts überholend auf die internationale Bühne
Die Corona-Pandemie erschwert den Trainingsbetrieb oder bringt ihn gar komplett zum Erliegen. Auch Leistungsvergleiche gibt es nur wenige in den Jahren 2020 und 2021. Würde Alvines sportliche Karriere bereits hier enden? Es hätte so kommen können, doch sie bleibt hartnäckig und glaubt fest daran, noch den Anschluss an die Besten ihres Alters zu schaffen. Und plötzlich geht alles – wie so oft auf ihrem sportlichen Weg – sehr schnell: Im Sommer 2021 bekommt sie die Chance, sich als Teil der deutschen Auswahl bei der Sommertour des O.P.A. Alpencups zu präsentieren ohne jemals überhaupt einen nationalen Wettbewerb bestritten zu haben. Sie landet im Mittelfeld und kann die Sommertour-Wertung auf einem hervorragenden 10. Platz abschließen. Ihre Leistungen reichen, um fortan die Eliteschule des Sports in Oberhof zu besuchen, wo sie sich derzeit auf ihre Abiturprüfungen vorbereitet.
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Mit 17 den Anschluss geschafft
Im DSV Nord Cup sowie im Jugendcup bzw. Deutschlandpokal bestreitet sie erst mit 17 Jahren ihre ersten großen Wettbewerbe auf nationaler Ebene. Regelmäßig kann sie sich nun mit den besten Juniorinnen und Damen der Szene messen. Dann folgen ihre ersten Deutschen Meisterschaften, wo sie Siebente der Juniorinnen wird. Ein respektabler Einstand. Für die deutschen Auswahlen bei internationalen Wettbewerben geht bald nichts mehr ohne sie: Einsätze im O.P.A. Alpencup quittiert sie mit guten Leistungen. Nominiert wird sie 2022 dann auch für FIS-Cups sowie das European Youth Olympic Festival im finnischen Vuokatti bzw. Lahti, wo sie 26. wird. Ihre Fortschritte sind nicht mehr zu übersehen. Sie kann sich immer besser gegen ihre gleichaltrige Konkurrenz behaupten.
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Große Erfolge in der Saison 2022/23
Schon im März 2023 sollte sie in Brotterode ihren ersten Einsatz im Inter-Continental-Cup bekommen, doch der Wettergott war an jenem Tag nicht fürs Skispringen der Damen zu begeistern. Der WSV 1923 Bad Freienwalde dagegen schon, denn Alvine verbucht in der Saison 2022/23 weitere bemerkenswerte Erfolge: Ihr gelingen mehrere Top 10-Plätze im O.P.A. Alpencup sowie der 17. Platz in der Gesamtwertung dieser vierthöchsten internationalen Serie. In der Gesamtwertung des Deutschlandpokals wird sie zum zweiten Mal in Folge Zweite bei den Juniorinnen. Dann erst wird sie in der nun laufenden Saison in den Nationalkader berufen.
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Vor Weihnachten die Weltcup-Norm geknackt
So folgt auf eine ereignisreiche Saison ein Sommer, den Alvine offenbar gut fürs Training nutzen kann. Denn jüngst fliegt sie wieder zu neuen Rekorden: Mehrfach verpasst sie im O.P.A. Alpencup das Podium nur knapp. Bei ihrer sportlichen Premiere im Inter-Continental-Cup in Stams platziert sie sich im Mittelfeld. Bei den Deutschen Meisterschaften ist sie dann in Höchstform – und springt bei den Juniorinnen zum unerwarteten Titelgewinn! Der Inter-Continental-Cup in Lillehammer Anfang Dezember wird dann zur nächsten Sensation: Alvine Holz schaft mit Platz 8 und 7 klar die Weltcup-Norm. Einem Einsatz im Weltcup steht damit nichts mehr im Wege. Dass sie den Weg ins Weltcup-Team schaffen könnte, schien auch zuvor möglich angesichts ihrer beständigen Entwicklung. Doch dass dies so schnell und vor allem noch in dieser Saison passieren würde, hätten selbst kühne Optimisten kaum zu träumen gewagt.
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Einzigartige Erfahrungen mitnehmen
Was also ist von Alvine bei ihrer Weltcup-Premiere erwarten? Zwar wusste sie in den vergangenen fünf Jahren immer wieder zu überraschen. Doch ein Erreichen des Finaldurchgangs – eine Platzierung in den Top 30 der Welt – käme der nächsten Sensation gleich, die niemand von ihr erwarten kann. Und so wünschen wir ihr vor allem, dass sie ihre ersten (vielleicht auch nur kurzen) Auftritte im Weltcup genießen kann, sie gesund bleibt und einzigartige Erfahrungen mitnimmt. Natürlich erhoffen wir uns nicht nur für Alvine, sondern für den Wettbewerb insgesamt einen Erfolg. Das Publikumsinteresse wird mit auch darüber entscheiden, ob die Serie ganz nach dem Vorbild der Vierschanzentournee weiterentwickelt wird. An der Freienwalder Unterstützung wird es sicher nicht liegen, denn viele Freundinnen und Freunde unseres Vereins werden es sich nicht nehmen lassen, Alvine lautstark vor Ort zu unterstützen. Und wer in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf nicht dabei sein kann, wird die Wettbewerbe live in der Sportschau der ARD verfolgen können.
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Liebe Freundinnen und Freunde des WSV 1923 Bad Freienwalde, bitte schaltet ein, wenn mit Alvine Holz zum ersten Mal eine Freienwalder Adlerin in den Weltcup abhebt – und drückt mit uns ganz fest die Daumen! Alvine, wir wünschen dir für diesen großen Höhepunkt, auf den du so hart hingearbeitet hast, viel Erfolg und maximalen Aufwind. Wir sind stolz auf dich!
Wie immer möchten wir an dieser Stelle den Dank an alle richten, die mit die Weichen dafür gestellt haben, dass wir heute diesen großartigen Erfolg gemeinsam als Verein feiern können. Allen voran gilt der Dank unserem Landestrainer Stefan Wiedmann, der seit so vielen Jahren eine hervorragende Arbeit an unserem Stützpunkt macht und für dieses Skisprung-Märchen den Grundstein gelegt hat.
Ein ganz großer Dank gilt vor allem Alvines Eltern Susanne und Wolfgang, die schier alles für Alvines Entwicklung möglich gemacht haben (und hier ein eigenes Portrait verdient hätten). Zu guter Letzt möchten wir den vielen Sponsoren, Vereinsaktiven und tatkräftigen Unterstützerinnen und Unterstützern danken, ohne die der Brandenburger Landesstützpunkt nicht die sportliche Perspektive bieten könnte, die wir nun eindrucksvoll dokumentiert sehen.